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Verkehrs- und Parkraumbewirtschaftungskonzept für das „Stadtumbaugebiet“ Hungen Kernstadt wurde erstellt

Die Umgestaltung der Gießener- und der Kaiserstraße ist nach den Ergebnissen des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) eine der zentralen Aufgaben des „Stadtumbauprogramms“ in der Kernstadt Hungen. Das ISEK wurde 2018 und 2019 unter einer breiten Öffentlichkeitsbeteiligung erarbeitet und 2020 von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen.

Gemäß ISEK besteht die übergeordnete Zielsetzung des Umbaus der ehemaligen Bundesstraße darin, den bisherigen Verkehrsraum für den fließenden und ruhenden Verkehr neu zu gliedern, die Verkehrsflächen für Fußgänger und Radfahrer aufzuwerten, Querungshilfen für Fußgänger zu schaffen sowie darin mögliche Grünstrukturen zur Verbesserung der kleinklimatischen Verhältnisse herzustellen.

Wie Bürgermeister Wengorsch in einer Pressemitteilung bekannt gibt, wurden im Rahmen eines Verkehrskonzeptes nun erforderliche Maßnahmen definiert, um die im ISEK definierte Zielsetzung zu erreichen. Dabei stand im Vordergrund Lösungsvorschläge zu erarbeiten, welche zu einer Verkehrsentlastung, Verkehrsberuhigung und Verkehrssicherheit im Stadtkern beitragen und die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer wie Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger zu berücksichtigen.

Neben den Maßnahmenvorschlägen zeigt das Konzept auch auf, welche verkehrliche Konsequenzen mit den entsprechenden Maßnahmen einhergehen. Dadurch kann das Konzept als Entscheidungsgrundlage für eine zukünftige Planung fungieren. Wichtig hierbei ist jedoch, dass das Verkehrskonzept weder eine Entwurfsplanung für eine Straßenumgestaltung ersetzt, noch einer vorweggreift. Das Verkehrs- und Parkraumbewirtschaftungskonzept wurde von dem Verkehrsplanungsbüro LK Argus aus Kassel erarbeitetet und im Rahmen eines Stadtspaziergangs am 20. Juli 2021 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Entsprechend der oben genannten übergeordneten Zielsetzungen erfolgt die Betrachtung der Gießener Straße und der Kaiserstraße im Rahmen des Konzeptes alternativ für zwei Zielsetzungen: Einerseits zur Verbesserung der Radwegeverbindung im Straßenraum, andererseits zur Aufwertung der Gehwegbereiche sowie zur Erhöhung der Durchgrünung im Straßenraum.

Einher gehen beide Betrachtungen mit einer von den Verkehrsplanern angeregten Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h bzw. der Einrichtung einer 20 km/h-Zone in der Kaiserstraße im Bereich zwischen der Raiffeisenstraße und der Ladestraße. Diese Geschwindigkeitsreduzierungen sind aus Sicht der Verkehrsplaner, der Stadtverwaltung sowie des Stadtumbaumanagements Voraussetzung dafür, die Fahrbahnbreite im Straßenraum auf ein angemessenes Maß zu verringern um so mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer schaffen zu können.

Weiterhin sehen beide konzeptionellen Vorschläge eine teilweise Verlagerung von vorhandenen Parkplätzen vor. Durch den Wegfall von einigen Parkplätzen, insbesondere auf der nördlichen Straßenseite, können weitere Flächen für Schutzstreifen für Radfahrer oder breitere Gehwege gewonnen werden. Hierzu stellen die Verkehrsplaner fest, dass nach den Ergebnissen der durchgeführten Bestandserhebung aufgrund eines derzeit hohen, aber nicht ausgelasteten Parkplatzangebotes zukünftig auf einen Teil der Stellplätze verzichtet werden kann und nicht für alle wegfallenden Parkplätze ein Ersatz geschaffen werden muss. Ein Ersatz für einen Teil der weggefallenen Parkplätze kann im Zuge der Umgestaltung der Ladestraße geschaffen werden. Diese Parkplätze sollen vor allem Langzeitparkern zur Verfügung stehen, so dass die verbleibenden Parkplätze in der Kaiser- und Gießener Straße vor allem von Kurzzeitparkern genutzt werden können, um schnelle Erledigung machen zu können.

In beiden erarbeiteten Konzeptvarianten werden in Abhängigkeit der jeweils zur Verfügung stehenden Flächen und der jeweiligen verkehrlichen Erfordernisse für die einzelnen Straßenabschnitte Vorschläge für eine zukünftige Querschnittsgestaltung aufgezeigt. Die Gestaltungsvariante G1, die vorrangig die Verbesserung der Radwegeverbindung anstrebt, sieht in weiten Teilen die Herstellung eines sog Schutzstreifens für Radfahrer vor, also einer Fahrbahnmarkierung an den Straßenrändern, die eine sichere Führung des Radverkehrs gewährleisten. Bei dieser Variante ist zwischen der REWE-Einfahrt und der Poststraße der Erhalt der Längsparkplätze auf der südlichen Straßenseite vorgesehen, je nach Teilvariante auch im vorgeschlagenen Bereich einer 20 km/h-Zone zwischen der Raiffeisenstraße und der Ladestraße.

Die Gestaltungsvariante G2 strebt dagegen eine deutliche Verbreiterung der Gehwegflächen an, die Herstellung von Schutzstreifen für Radfahrer entfällt hier zu Gunsten von Gehwegbereichen mit einer Mindestbreite von 3,0 m. Für den Abschnitt zwischen der Moltkestraße und der Ladestraße wird von den Verkehrsplanern eine beidseitige Straßenbegrünung vorgeschlagen, dabei besteht nach Auffassung der Planer aber grundsätzlich die Möglichkeit, Stellplätze auch zwischen Baum- oder Grünpflanzungen vorzusehen.

Das Verkehrskonzept und die hierin getroffenen grundsätzlichen Lösungsvorschläge definieren somit die Aufgabenstellung für eine weitere konkrete Entwurfsplanung zur Umgestaltung des Straßenraums in der Gießener Straße und der Kaiserstraße. Aufgabe einer weitergehenden Planung ist es demnach, die konzeptionellen Ansätze mit den jeweiligen örtlichen Voraussetzungen ebenso wie mit den Bedürfnissen aller Nutzer dieses öffentlichen Raums in Einklang zu bringen und in einem abgestimmten und tragfähigen Planwerk niederzuschreiben.

Im Sinne einer integrierten Stadtentwicklung werden auch die weiteren Planungsschritte gemeinsam mit den betroffenen Interessengruppen abgestimmt. Hierzu soll der finale Stand des Verkehrskonzeptes mit beiden Gestaltungsvarianten für die Gießener Straße und die Kaiserstraße erneut der Lenkungsgruppe „Lokale Partnerschaften“ als Vertreter der verschiedenen örtlichen Interessensgruppen vorgelegt werden. Das Gremium soll dann zunächst eine Empfehlung für einen politischen Grundsatzbeschluss abgeben. Erst auf der Grundlage eines solchen Beschlusses sollen dann die weiteren Planungsleistungen ausgeschrieben werden, so Bürgermeister Wengorsch abschließend.